Die Chevrolet Corvette C4 (1983–1996)

1983 war es höchste Zeit für ein überarbeitetes Modell, der Vorgänger war seit 1968 auf dem Markt und in jeder Hinsicht veraltet. Die neue Version war größtenteils neu entworfen, hielt jedoch an den für die Corvette typischen Merkmalen wie Glasfaserverstärkter Kunststoff-Karosserie (GFK) und V8-Frontmotor fest. Erstmals wurde auf eine herkömmliche (eingelassene) Motorhaube verzichtet. Es gab eine sogenannte clamshell hood, was bedeutet, dass sich die Haube - inclusive der Kotflügel - bis zu den seitlichen, umlaufenden Zierleisten erstreckte und sich somit die gesamte Front aufklappen ließ.

Aufhängung und Chassis wurden ersetzt, die Corvette bekam nun ein modernes System mit Einzelradaufhängung und Fünflenker-Hinterachse. Die Querblattfedern vorn, wenn auch aus leichtem Kunststoff, waren eher ungewöhnlich. Die Aufhängung bestand aus Leichtmetall, und der Marktwert der Corvette wurde deutlich gesteigert. Völlig neu waren auch die zeigerlosen Instrumente (LCD-Panel, „Mäusekino“).

 

Für die Entwicklung der neuen Generation wurde sehr stark mit Goodyear zusammengearbeitet. Die ursprüngliche Idee die Reifen mit „Corvette“ zu beschriften, wurde allerdings kurz vor Produktionsstart fallen gelassen. Aufgrund dieser Zusammenarbeit war das Fahrwerk auf höchste Geschwindigkeiten mit diesen Gatorback-Reifen ausgelegt worden. Es konnte eine Querbeschleunigung von 1,01 g realisiert werden (mit speziellem Z51 Fahrwerk-Setup, strassentauglich nur 0,90 g), was zuvor kein Serienauto zustandebrachte. Natürlich schlug dies auf den Federungskomfort. Der Jahrgang 1984 hatte offensichtlich die größte Mühe, die Tester und Kritiker mit seinen Qualitäten des beinahe renntauglichen Fahrwerks zu beeindrucken. Egal ob mit dem normalen Fahrwerk oder der berühmten Option Z-51, womit die Federung nochmals wesentlich härter ausfiel – dieses Modell wurde mehr als einmal für seine zu harte Federung kritisiert – die das Auto zwar sehr gut beherrschbar machte, aber mit der Zeit unkomfortabel war. Bereits ab dem Jahrgang 1985 wurde dieser Fehler behoben und die Federrate der Seriencorvette war noch zur Hälfte so hart wie ein Jahr zuvor, ebenso mit der Option Z-51. Ebenfalls ab dem Jahr 1985 wurde eine Saugrohr-Einspritzung eingebaut, was einerseits eine Leistungszunahme war und andererseits eine Reduktion des Verbrauchs. Zusätzlich konnte ab 1988 mit den Optionen Z51 und Z52 17-Zoll Räder geordert werden, womit sich die C4 hervorragend mit manch europäischer Konkurrenz messen und vielfach dank besserem Preis-/Leistungsverhältnis durchsetzen konnte.

1987 sorgte zudem eine neue Option genannt B2K für erregte Gemüter. Reeves Callaway verbaute zwei Turbolader in die Corvette, was ihr zu einer Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h verhalf. Mit der Bezeichnung Sledgehammer baute Callaway 1988 zudem eine 880 PS-Variante der Corvette, welche am 19. Oktober 1989 - gefahren von John Lingenfelter - eine Höchstgeschwindigkeit von 254,76 mph (ca. 410 km/h) erreichte. Letztere war allerdings nie eine offizielle GM-Option. Offiziell wurde bekanntgegeben, dass es sich beim Sledgehammer um ein Testfahrzeug für die Reifenindustrie handeln soll, mit welchem analysiert wurde, was alles mit herkömmlicher Straßenbereifung möglich war. Die Option B2K konnte bis 1991 bestellt werden.

Chevrolet Corvette ZR11989 stellte GM eine eigene Hochleistungsvariante der C4 der Öffentlichkeit vor, welche ab 1990 mit der Option ZR1 bestellt werden konnte. Die ZR-1, von der Presse schnell als „King of the Hill“ bezeichnet, sollte, mit ihrem komplett neu gebauten DOHC-V8-Aluminium-Motor, die europäische Konkurrenz das Fürchten lehren. Dem LT5 Motor zugrunde lag die Planung von Lotus (damals GM zugehörig). Auf dieser Basis wurde der LT5 weiterentwickelt und für die Corvette passend gemacht (vor allem Vergrößerung des Hubraums). Die Fertigung von Hand wurde durch Mercury Marine in den USA sichergestellt. Der zuerst 283 kW (385 PS) starke Motor (später: 298 kW/405 PS) erreichte Spitzengeschwindigkeiten von über 300 km/h und konnte 1990 mehrere Geschwindigkeitsweltrekorde verbuchen (FIA-24-Stunden-Rekord mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 282 km/h). Die ZR-1 wurde bis 1995 produziert.

Im letzten Produktionsjahr der C4 konnte die ZR-1 nicht mehr bestellt werden, dafür aber wurde eine andere Corvette-Legende wiederbelebt: die Option Z16 trug den Namen Grand Sport und wurde nur in Admiral-Blau, mit einem mittigen weißen Streifen über das ganze Fahrzeug und weiteren kleineren Spezial-Details ausgeliefert. Als Motor kam der LT-4 zum Einsatz, welcher 243 kW (330 PS) leistete und nur mit Handschaltung zu haben war. Das Leder-Interieur der Grand Sport Corvette konnte nur in schwarz oder Kombination in rot-schwarz bestellt werden. Die Grand Sport Corvette erhielt eine separate VIN-Nummernreihe (Vehicle Identification Number) und das Fahrzeug war auf 1000 Stück begrenzt.